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Proton Leaves Switzerland

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Interview Proton-CEO Andy Yen: «Wer Gesetzgebung der Polizei überlässt, sollte sich nicht wundern, wenn er eines Tages in einem Polizeistaat aufwacht» Das Schweizer Tech-Unternehmen Proton hat angefangen, seine Server aus der Schweiz abzuziehen. Im Interview verteidigt der CEO seinen Kurs und greift den Bundesrat scharf an. Gioia da Silva 18.12.2025, 05.30 Uhr 9 min Hören

Andy Yen, CEO von Proton, nimmt Einfluss auf die Schweizer Gesetzgebung. PD

Herr Yen, Proton hat angefangen, seine Server aus der Schweiz abzuziehen. Warum?

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Weil der Bundesrat gerade dabei ist, die Massenüberwachung in der Schweiz massiv auszuweiten.

Wegen der Revision der Vüpf, der Verordnung über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs?

Ja. Mit der Verordnung, wie sie der Bundesrat im Januar vorgeschlagen hat, müssten wir alle unsere Nutzer identifizieren, ihre Metadaten erheben und speichern. Unter anderem müssten wir Informationen über ihren Aufenthaltsort speichern und solche, die zeigen, mit wem sie in Kontakt stehen. Das wäre ein massiver Eingriff in die Privatsphäre.

Vüpf Die Verordnung zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (Vüpf) regelt, welche Unternehmen in der Schweiz auf welche Art und Weise mit dem Überwachungsdienst (Dienst ÜPF) zusammenarbeiten müssen. Nun will das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) unter Beat Jans die Verordnung revidieren und dabei die Kompetenzen der Strafverfolgungsbehörden ausweiten. Wird die Verordnung wie vorgeschlagen umgesetzt, müssten künftig mehr Unternehmen enger mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten als heute. Der E-Mail-Dienst Proton und der Messenger-Dienst Threema müssten beispielsweise mehr Daten über ihre Nutzer erheben und speichern, damit die Behörden mehr Anhaltspunkte haben, um Kriminelle zu entlarven. Aber auch wesentlich kleinere Unternehmen wären betroffen. Neben Datenschutz- und Privatsphäre-Organisationen kritisieren fast alle grossen Schweizer Parteien das Vorhaben: SVP, FDP, GLP, SP und Grüne empfinden die Revision als unverhältnismässig und lehnen sie ab. Die Parteien fürchten, Schweizer Tech-Unternehmen würden allzu strenge Pflichten auferlegt oder der Datenschutz würde geschwächt. Die FDP, die GLP und die Grünen kritisieren zudem, die Verordnung gehe über die gesetzlichen Grundlagen hinaus. Damit werfen sie dem Bundesrat indirekt vor, dass er seine Kompetenzen überschreite, am Volk und am Parlament vorbeireguliere. Am 10. Dezember hat der Ständerat eine Motion angenommen, wonach der Bundesrat die Verordnung grundlegend überarbeiten und dann nochmals in die Vernehmlassung geben müsste. Die Abstimmung im Nationalrat steht noch aus.

Andy Yen ist Gründer und CEO von Proton. Er promovierte in Teilchenphysik an der Harvard Universität und arbeitete danach als Wissenschafter am Cern in Genf. Nach den Enthüllungen von Edward Snowden verliess er das Cern, um den verschlüsselten E-Mail-Dienst zu gründen.

Was haben Sie aus der Schweiz bisher schon abgezogen?

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